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FOCUS Magazin | Nr. 23 (2014)
KULTUR: Die digitalen Verführer
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Bankgeschäfte via Smartphone
dpa/Jens Kalaene Forscher erkennen die wachsende Handy-Abhängigkeit als gesellschaftliches Problem
  • FOCUS-Magazin-Redakteurin (Berlin)
Smartphones sind faszinierende Begleiter mit hohem Suchtpotenzial. Forscher erkennen die wachsende Handy-Abhängigkeit als gesellschaftliches Problem. Sie fürchten: Wer die Welt nur via Display wahrnimmt, verpasst die Realität

Stephan Serowy pflegt ein inniges Verhältnis zu seinem Smartphone. Kaum eine Nacht, in der seine Hand nicht nach dem kleinen Apparat auf dem Nachttisch tastet, es könnte ja eine Nachricht eingegangen sein. Tagsüber glaubt der 31-Jährige mitunter, auf der Benachrichtigungsleiste des Displays eine neue Meldung angezeigt zu bekommen - dabei war es wieder nur ein „Phantom-Blinken“, wie er es nennt. Die bloße Vorstellung, längere Zeit von seinem Handy getrennt zu sein, bereitet ihm Unbehagen.

Als Serowy, der als Medienjournalist arbeitet, über eine neuartige App namens „Menthal“ schreibt, beschließt er, sie eingehend zu testen. „Menthal“ ist ein Modellprojekt der Universität Bonn: Es soll das Nutzungsverhalten von Smartphone-Usern erforschen. Haben diese das kostenlose Programm erst mal heruntergeladen, zeichnet es auf, was der Smartphone-Besitzer so alles treibt. Nach einer Woche erhält der Teilnehmer eine Art Kontoauszug, der minutiös auflistet, welche Apps, Web-Seiten und Dienste er wann aufgerufen hat.

„Ich bin ein Smartphone-Junkie"

„Ich war geschockt, als ich mein Aktivitätsprofil gesehen habe“, gesteht Serowy. Zwar schätzte der Berliner sich schon von Berufs wegen als Extremnutzer ein, dennoch übertrafen die tatsächlichen Werte seine Erwartungen bei Weitem: 124-mal täglich kam die neueste Version seines Premiumgeräts zum Einsatz - vier Stunden insgesamt. Serowys Fazit fiel so nüchtern wie schonungslos aus: „Ich bin ein Smartphone-Junkie“, musste er sich eingestehen.

Das Entwicklerteam von „Menthal“ war bei der Auswertung der ersten Ergebnisse seines Pilotprojekts ebenfalls überrascht. Als „teilweise erschreckend“ bewertete Christian Montag, Psychologe und einer der Initiatoren, die gewonnenen Daten. Durchschnittlich 80-mal entsperrten die studentischen Versuchsteilnehmer ihre mobilen Geräte pro Tag - also alle zwölf Minuten. Ein Viertel der Probanden widmete sich mehr als zwei Stunden täglich dem Bonsai-Computer, mit dem nur noch die wenigsten Telefongespräche führen wollen.

Wie viel Internet tut uns gut?

Studien wie „Menthal“ sollen harte Fakten zu einer der großen Fragen beisteuern, die die Gesellschaft derzeit umtreiben und mitunter spalten. Wie viel Internet tut uns gut? Oder, um es mit Paracelsus zu sagen: Welche Dosis des virtuellen Inputs macht das Gift? Noch wird der Streit um den maßvollen Gebrauch von Computer, Tablet und Smartphone rein ideologisch geführt. Damit die Streitfrage, wann es des Guten zu viel ist, wissenschaftlich angegangen werden kann, braucht es verlässliche Daten.

„Erst wenn wir wissen, wie wir uns tatsächlich online verhalten, können wir die Grenzen zwischen exzessivem Nutzen und echter Abhängigkeit ziehen“, erklärt Informatiker Alexander Markowetz von der Universität Bonn.

Auch wenn das Krankheitsbild der Internet-Sucht noch keinen Eingang in die diagnostischen Lehrbücher gefunden hat, sind sich Experten wie der Psychologe Kai Müller vom Fachverband Medienabhängigkeit sicher, dass dies nur eine Frage der Zeit ist.

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